Ein Film wie ein (kurzes) Leben, denn der Clou bei Boyhood von Richard Linklater ist, dass er über 11 Jahre hinweg gedreht wurde. So wie die Schauspieler von Serien wie der Cosby Show oder Roseanne über die Jahre hinweg tatsächlich alterten, so tun sie es hier auch – nur eben verdichtet in knapp drei Stunden.
Die Handlung fließt ruhig und ohne unerwartete Wendungen vor sich hin, manchmal driftet sie ab in Klischees. Oder Amerika ist so: Baseballstadium, Muscle Car, stolze, saufende Heimkehrer aus dem Irak, Theater um den Abschlussball …
Aber das ist verzeihlich, denn durch das ungewöhnliche Konzept lebt Boyhood ohnehin von den Bildern. Dazu kommen die liebenswürdigen Figuren, denen man so eng auf die Pelle rückt, dass man am Ende meint, sie wirklich zu kennen. Vor allem natürlich den Boy, Mason (Ellar Coltrane), um dessen Hood es hauptsächlich geht: Vom fantasievollen Springinsfeld entwickelt er sich erst zum störrischen Weigerer und schließlich zum melancholischen Künstlertyp. Begleitet wird er auf diesem Weg von Schwester (Lorelei Linklater) und Mutter (Patricia Arquette). Und natürlich vom Vater, großartig gespielt von Ethan Hawke. Allein die Gespräche mit ihm und seinen Kindern sind es wert, den Film zu schauen.