2. Argument gegen ein totales Inzestverbot

  • Prämisse 1:
    Gesetze dürfen nicht gegen die Menschenrechte verstoßen.
  • Prämisse 2:
    „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ ist ein Menschenrecht.
  • Prämisse 3:
    Behinderte sind Menschen.
  • Konklusion 1:
    Die Würde von Behinderten ist unantastbar.
  • Prämisse 4:
    Zu sagen, ein Leben wäre weniger wert als ein anderes, verletzt die Würde des Menschen, dessen Leben als weniger wert behandelt wird.
  • Prämisse 5:
    Sagt man, man wolle nicht, dass aus Geschlechtsbeziehungen behinderte Menschen hervorgehen, bewertet man behinderte Menschen als weniger wertvoll als nicht-behinderte Menschen.
  • Konklusion 2:
    Sagt man, man wolle nicht, dass aus Geschlechtsbeziehungen behinderte Menschen hervorgehen, verletzt man die Würde von Menschen.
  • Konklusion 3:
    Sagt man, man wolle nicht, dass aus Geschlechtsbeziehungen behinderte Menschen hervorgehen, verletzt man die Menschenrechte.
  • Konklusion 4:
    Es darf kein Gesetz gegen Geschlechtsbeziehungen zwischen Blutsverwandten geben, dass sich auf eventuelle behinderte Nachkommen bezieht.

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3 Gedanken zu „2. Argument gegen ein totales Inzestverbot

  1. Prämisse 5 scheint mir wackelig. Der Übergang vom Nicht-Wollen behinderter Kinder aus Geschlechtsbeziehungen auf eine Minderbewertung Behinderter ist mir nicht klar.
    Konklusion 2: Da wir von Nichtgeborenen sprechen, ist es fraglich, ob man Menschenrechte verletzt, wenn man von nicht existierenden (zukünftigen) Menschen spricht. Siehe die Diskussion um Rechte späterer Generationen gegenüber heute Existierenden, zB. in der Klimagerechtigkeit.
    Und Danke für dieses couragierte Bemühen. Meiner Ansicht nach gibt es auch wenig, was für ein Inzestverbot sprechen würde, wenn wir vom Schutz vor Mißbrauch absehen, der ja ohnehin eigens und allgemein geregelt ist.

    • Zu Prämisse 5:

      Ich gebe zu, man kann sie angreifen, vor allem, wenn man die potenziellen Eltern betrachtet. Diese könnten beispielsweise sagen, dass sie keine behinderten Kinder wollen, weil sie sich selbst die damit verbundene Belastung nicht zutrauen. Das würde das Leben von Behinderten nicht herabstufen.

      Aber ganz verfehlt finde ich die Prämisse trotzdem nicht, denn wenn man statt der werdenden Eltern sozusagen „den Staat“ einsetzt, der nicht will, dass (zu viele) behinderte Menschen geboren werden, erhält die Aussage eine ganz andere Konnotation, die ich nicht so unrealistisch, wenngleich sehr erschreckend finde.

      Ich meine in etwa Folgendes (und bitte zu beachten, dass ich die ethische Dimension bewusst verlasse): Kann man sich – beispielsweise als Soziologe, Politologe, Volkswirt oder Wissenschaftler – einen funktionierenden Staat vorstellen, der ausschließlich aus Behinderten besteht? Ich behaupte, nur schwerlich. Einen funktionierenden Staat ohne Behinderte hingegen kann man sich vorstellen. Das heißt aber doch, dass ein Staat in einer völlig unmoralischen Hinsicht Nicht-Behinderte dringender braucht als Behinderte, oder? Und was man dringender braucht, ist nach den Gesetzen des Marktes mehr wert.

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