Der Skandal scheint im Grunde ein intuitiv verständliches Phänomen zu sein, das keiner wissenschaftlichen Analyse bedarf. Das liegt zum einen an seiner Häufigkeit: In der heutigen Mediengesellschaft haben Skandale Hochkonjunktur. Kaum eine Nachrichtenwoche vergeht ohne irgendeinen neuen Skandal. Aber auch die in einem Skandal wirkenden Mechanismen scheinen keiner analytischen Betrachtung zu bedürfen: Immer gerät jemand aufgrund eines moralischen Fehlverhaltens ins Kreuzfeuer der medialen Kritik – das eine Mal zu Recht, das andere Mal schuldlos, wie sich aber erst später herausstellt und was dann meist keinen mehr interessiert. Kennzeichnend für einen Skandal ist darüber hinaus, dass sich die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in der Schuldfrage einig ist. Die Debatte in den Medien wandelt sich im Handumdrehen zu einer Einheitsfront gegen den Betroffenen und lässt seine Anhänger verstummen. Die folgende Untersuchung soll diese erste knappe Eingrenzung des Skandals ausweiten und ihn in weiteren Facetten erfassen.