Die Untersuchung, ob dem Menschen eine Sonderstellung unter allen anderen Lebewesen zukommt, macht es notwendig, die Kategorie „Lebewesen“ genauer zu definieren. Scheler identifiziert das Lebendige mit dem Psychischen. Das heißt: Alles, was lebendig ist, hat eine Psyche, und alles, was eine Psyche hat, ist lebendig. Dieser weite Begriff von Psyche im Sinne eines „Urphänomen des Lebens“[1] bedeutet, dass Lebewesen nicht nur objektiv als solche zu identifizieren sind, indem sich etwa erkennen lässt, dass sie zu Selbstbewegung in der Lage sind oder eine Einheit in Raum und Zeit darstellen, sondern dass Lebewesen auch immer ein „Fürsich- und Innesein“[2] besitzen, wie Scheler es nennt. Die Psyche selbst setzt sich nach Scheler aus verschiedenen Kräften zusammen, die stufenartig aufeinander aufbauen, was zur Folge hat, dass auch die verschiedenen Lebensformen nach dieser Hierarchie gegliedert werden können. Solch ein weiter Begriff von Psyche als der alles Lebendige durchsetzende „Lebensatem“ findet sich übrigens schon in der Antike.
In meinem Denkrahmen bedeutet das Seele
Und was ist Psyche dann für Sie, Herr Lauterbach?
Es ist sehr schwer, diese beiden Begriffe – Seele und Psyche – richtig einzuordnen. Klar ist, dass schon bei Platon der Begriff Seele als psychḗ bezeichnet wurde. Es scheint mit etymologisch also keinen Unterschied zwischen diesen Begriffen zu geben. Dennoch meine ich, dass der Begriff Seele heutzutage schlicht das unwissenschaftliche Äquivalent zum Begriff Seele ist. Seele verbindet man schnell mit einer Unsterblichkeit (wie eben bei Platon) oder etwas Göttlichem (wie im Christentum). Psyche – so würde ich es mir zusammenreimen – ist der Versuch, die Gefühls- und Geisteszustände des Menschen in einen entmystifizierten Begriff zu packen.