Wege zum Ruhm (1957)

WZRStanley Kubricks in schwarz-weiß gehaltener Antikriegsfilm „Wege zum Ruhm“ zeigt die Unmenschlichkeit des 1. Weltkrieges weniger durch Szenen physischer Grausamkeit als durch die kaltblütige Verachtung von Vernunft und Moral in den schicken Zimmern der Eliten. Kirk Douglas spielt den französischen Colonel Dax, der den Befehl erhält, seine Männer in einen aussichtslosen Angriff zu schicken. Zunächst weigert er sich, doch als ihm daraufhin mit Entzug des Kommandos gedroht wird, sieht er ein, dass er als einzelner keinen Unterschied machen kann, und gehorcht. Der Angriff scheitert: Unter schwerem Beschuss kommen die Soldaten gar nicht erst aus ihrem Graben. Der Oberbefehlshaber, dessen Beförderung durch den Fehlschlag bedroht ist, will daraufhin an drei zufällig ausgewählten Soldaten ein Exempel statuieren und sie wegen Feigheit hinrichten lassen. Colonel Dax übernimmt ihre Verteidigung.

Vor allem zwei Szenen haben sich mir eingebrannt. In der einen schreitet Colonel Dax mit geradem Rücken und entschlossenem Blick durch den Schützengraben, an dessen Wänden seine Truppe Spalier steht. Die Männer mustern ihn mit Neugier und Respekt. Dann gerät die Stellung unter schweren Beschuss. Alle ducken sich ängstlich weg, nur Dax schreitet weiter, die vor ihm her fahrende Kamera ist dabei abwechselnd auf die Gasse und auf das Gesicht von Douglas gerichtet, der hier den tragischen Helden spielt: Dax muss nicht nur seine eigene Angst unterdrücken und seinen Soldaten ein Vorbild an Entschlossenheit sein, sondern auch ignorieren, dass ihre Angst angesichts der fatalen Lage vollkommen berechtigt ist. Das fällt ihm sichtlich schwer, denn anders als die Oberbefehlshaber kümmern ihn seine Männer.

Auch in der zweiten herausragenden Szene ganz am Ende des Films leidet Dax an seinem Wissen um die wahren Verhältnisse. Teile der Truppe sind in einem rustikalen Wirtshaus in der Etappe eingekehrt, wo ihnen eine junge deutsche Frau vorgeführt wird. Sie soll ein Ständchen singen und die Soldaten geraten außer sich, machen vulgäre Witze und verhöhnen das völlig verschüchterte Ding. Doch als sie weinend das melancholische Lied „Der treue Husar“ zu singen beginnt, kehrt plötzlich betretenes Schweigen ein. Traurig starrt die eben noch wilde Horde ins Leere, bis der erste beginnt, mit zu summen. Der Rest stimmt mit ein und mit feuchten Augen summt bald der ganze Raum. Colonel Dax beobachtet die Szene betroffen durch das Fenster und als ihm ein Bote ausrichtet, der Befehl zum Abzug sei erfolgt, sagt er ihm, dass er den Männern noch ein paar Minuten geben soll. Ich glaube, mitreißender kann man die Unmenschlichkeit von Krieg kaum darstellen.

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