Gerhard Richter – Painting (2011)

GRPMan sieht hier ein Genie bei der Arbeit – könnte man schreiben, will man nicht schreiben, muss vielleicht aber doch schreiben. Die Frage, ob Kunstmachen ein genialer Akt ist oder ein profaner, wird wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit diskutiert werden. Schaut man Richter so zu, wie er in Hemd und Bügelfaltenhose ein paar Grundfarben auf die Leinwand pinselt und sie dann immer wieder mit einem meterlangen Rakel verschwischt, innehält, neu ansetzt, das Werk wegstellt und abwartet, um es dann am Ende doch zu übermalen, oder nicht, dann wirkt das alles nicht genial, sondern eher tastend, routiniert zwar, aber niemals vom nächsten Schritt überzeugt. Auch Richter selbst ist keiner, der sich für ein Genie hält. Im Gegenteil, er wirkt bescheiden, spricht über seine Zweifel und seine Ratlosigkeit, oft weiß er gar nicht, was er antworten soll, wenn er nach dem Warum gefragt wird.

Und genau so schleicht sich doch wieder das Geniale ein, das unbewusste Schaffen der Sache aus der Sache heraus, denn wenn er nicht weiß, wie und warum er all diese kraftvollen Bilder schafft, dann ist sein Schaffen eigentlich genau das: ein geniales Moment. Nur fährt es Richter eben nicht blitzartig in den Pinsel, es schwingt eher, liegt in der Luft, mal mehr, mal weniger, und Richters Aufgabe ist es, sein Gespür richtig auszurichten und dieses Moment immer wieder neu zu greifen. Er sagt, der Anfang eines Bildes sei belanglos, es müsse einfach nur irgendetwas auf die Leinwand, von dem sich ausgehen lässt. Dann folgt Schritt auf Schritt, ohne äußerbaren Grund, aus dem Bild selbst heraus, immer weiter, bis irgendwann der Punkt gekommen ist, an dem alles passt.

Stiller, sehenswerter Film.

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